Meinungen aus Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft zum Thema KI – eine Momentaufnahme in Rheinland-Pfalz





Meinungen aus Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft zum Thema KI: eine Momentaufnahme in Rheinland-Pfalz


  • Im Rahmen einer am Fachbereich Informatik von der Arbeitsgruppe Maschinelles Lernen (Prof. Dr. Kloft) und am Fachbereich Sozialwissenschaften vom Fachgebiet Soziologie (PD Dr. Rapp) betreuten Masterarbeit wurden mit Unterstützung des Projektbüros der KI-Allianz Rheinland-Pfalz am Standort der RPTU in Kaiserslautern im Juni 2023 Umfragen unter Forschenden, Unternehmen und der Gesellschaft in Rheinland-Pfalz mit Bezug auf die Domäne Künstliche Intelligenz durchgeführt.


    Komprimierte Ergebnisse dieser Momentaufnahme fassen wir nachfolgend zusammen.

  • Gesellschaft sieht bei Datennutzung durch Wissenschaft keine Bedenken.


    Während Forschende bereits Hindernisse der Beschaffung von Daten zum Training künstlicher neuronaler Netzwerke sehen, kommen der Gesellschaft hierzu indes keine Bedenken.

    Je nach Zuordnung der aus den Daten stammenden Information können Möglichkeiten der Verwendung durch Schutzrechte (z.B. Persönlichkeitsrechte, gewerbliche Schutzrechte und Verfassungsrechte) gehindert sein, welches für Herkunfts- und Verwendungsbereich der Daten möglicherweise getrennt zu betrachten ist und eingehender juristischer Prüfung bedarf. Im Hinblick der durch Persönlichkeitsrechte geschützten Gesellschaft stellt sich der Fall aber möglicherweise vergleichsweise einfach dar, so dass der Datenschutz sich – anders als oftmals angenommen – nicht als Hindernis erweist.

    Förderlich wäre hier eine proaktive Vorgehensweise der Forschenden in der Datenbeschaffung, gestützt durch einen aufklärenden gesellschaftlichen Diskurs sowie eine intensive Zusammenarbeit mit den zentralen Rechtsdezernaten der Hochschulen, so wie es größtenteils bereits Usus ist.

  • Wettbewerbsvorteile durch KI.


    Vorteile der effizienteren Gestaltung von Arbeitsabläufen und der positiven Unterstützung von Beschäftigten wirken sich langfristig auch positiv auf die Finanzlage aus, so die Sicht der Unternehmen zur Begründung ihres Bedarfs an KI. Diese Sicht wird von der Gesellschaft kritisch begleitet: Dass KI vorwiegend zur Gewinnmaximierung genutzt wird und deshalb Vorbehalte zur KI nicht berücksichtigt werden könnten, wird befürchtet.

    Zu welcher Zeit ein nutzbringender Einsatz von KI im Unternehmen möglich ist, dürfte regelmäßig eine sehr individuelle Entscheidung sein. Dass dabei frühzeitig die Beschäftigten zu informieren und möglicherweise auch zur Mitgestaltung und auch Mitbestimmung des gesamten Prozesses angehalten werden sollten, könnte sich demnach im Ergebnis letztlich als hilfreich erweisen. Im Rahmen der Nutzung von KI sollten ferner umfassende Kommunikationsstrategien zur Außendarstellung erarbeitet werden.

  • Zwei Königskinder: Forschende und Unternehmen.


    Einerseits kooperiert die Mehrheit der Forschenden bereits mit Unternehmen und würde zudem gerne noch häufiger mit Unternehmen kooperieren, andererseits hat die Mehrheit der Unternehmen zwar ihren Bedarf an KI erkannt, kooperierte jedoch noch nie mit Forschenden.

    Eine Forschungskooperation ermöglicht Vorteile für Forschende und Unternehmen. Sie ist zudem für die Anwendungsforschung unerlässlich und stärkt den Wirtschaftsstandort. Dass Forschende und Unternehmen dabei naturgemäß unterschiedliche Ziele verfolgen und nicht dieselbe Sprache sprechen, sollte dabei aber kein Hindernis darstellen.

    Die transparente Darstellung einer Forschungskooperation (z.B. Projektziele und -dauer, Verantwortlichkeiten, Stellung von Projektanträgen, Zeit- und Finanzpläne, Eigentums-, Verwertungs- und Publikationsrechte) könnte hilfreich sein, um den Erwartungshorizont der Partner zu klären. Unterstützend könnten hier die bereits an jeder Hochschule installierten Transferstellen sowie die örtlichen Industrie- und Handelskammern wirken.

  • Ambivalentes Verhältnis zur Moral.


    Während aus gesellschaftlicher Sicht der Einsatz von KI in keinem Forschungsbereich abgelehnt werden sollte und von der Gesellschaft zudem bemängelt wird, dass gesellschaftliche Einstellungen zum Einsatz von KI bei Forschenden nicht berücksichtigt werden, lehnen Forschende den Einsatz von KI in einigen Forschungsbereichen ab und lassen sich durchaus von gesellschaftlichen Werten beeinflussen.

    Diese widersprüchlichen Sichtweisen könnten ihre Ursache in unterschiedlichen Bewertungsmaßstäben finden, die auch an unvollständiger Information über die Wirkungen von KI liegen dürften. Dass Forschende, die ihre Erkenntnisse auf vielfältige Weise in geeigneter nicht polarisierender Form und Sprache zur gesellschaftlichen Diskussion und Kenntnis bringen, zur Auflösung des Widerspruchs beitragen könnten, darf vermutet werden.

  • Nicht ausreichend informierte Gesellschaft.


    Forschende, wenngleich befähigt auch Fachfremde zu unterrichten, sollten noch mehr dazu beitragen, ihre Forschungsergebnisse zu vermitteln, denn in der – aus beider Sicht nicht ausreichend informierten – Gesellschaft besteht hieran Bedarf.

    Die unmittelbare Vermittlung von Information aus der aktuellen Forschung in die Gesellschaft hilft beim Verständnis auch komplexer interdisziplinärer Zusammenhänge und trägt damit das Potential, in einen aufgeklärten Diskurs zu münden, welcher einen förderlichen Impuls für die Akzeptanz der Technologie bieten kann. Hierzu könnten Forschende auch in fachübergreifenden Kleingruppen entsprechende Informationsveranstaltungen in Kooperation mit öffentlichen Einrichtungen (z.B. Stadtbüchereien, Berufsschulen, Volkshochschulen, Industrie- und Handelskammern, Meisterschulen) im Sinne eines Studium generale anbieten.

  • Bedürfnisse der Beschäftigten berücksichtigen.


    Die von Unternehmern befürchteten Bedenken der Beschäftigten zum Einsatz von KI, wird gestützt von der Forderung aus der Gesellschaft, den Bedürfnissen der Beschäftigten hier oberste Priorität einzuräumen.

    Veränderte Arbeitsabläufe ohne ausreichende Akzeptanz bei den Beschäftigten können schnell an Effektivität verlieren. Mit der Belegschaft und den Organen der betrieblichen Mitbestimmung Arbeitsabläufe gemeinsam zu gestalten und daneben frühzeitig umfassend zu informieren und zu schulen, unterstreicht die Wertigkeit des Personals, erleichtert eine Identifizierung mit der Veränderung und ist geeignet, anfängliche Bedenken aufzulösen.

  • Gesellschaft hat Bedenken bei Datennutzung durch die Wirtschaft.


    Die Nutzung personenbezogener Daten im Rahmen von KI-Anwendungen in Unternehmen wird von der Gesellschaft skeptisch betrachtet.

    KI kann auch im Rahmen der Verarbeitung personenbezogener Daten hilfreich sein, wie z.B. bei der Auswahl einer Bewerbung oder der Auswertung von Leistungswerten. Eine solche Verarbeitung unterliegt den zu berücksichtigenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen.

    Hier ist in Abstimmung mit Fachkräften rechtskonforme Transparenz zu schaffen. Ein von Seiten der Unternehmung proaktiv angestoßener Dialog dürfte Bedenken ausräumen können. Daneben sollte geprüft werden, inwieweit anonymisierte Daten für die Verarbeitung ausreichen, so dass der Datenschutz insoweit nicht mehr zur Anwendung kommen kann.

  • KI-Standortvorteil Rheinland-Pfalz.


    Dass der Standort Rheinland-Pfalz für die KI-Forschung und KI-anwendende Unternehmen attraktiv ist, darin sind sich Forschende und Unternehmer einig.

    Dies mag auch an den elf Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften mit ihren international renommierten Forschenden und den zahlreichen und zum Teil überregional tätigen Forschungsinstituten (wie z.B. dem Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI) und dem Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM) liegen.

    Weitere Förderung und Investition kann dazu beitragen, diesen Standortvorteil zu halten und weiter zu entwickeln, dies insbesondere auch im Hinblick auf neue Entwicklungen der Nutzung Künstlicher Intelligenz in der Biotechnologie.


    Informationen zur Auswertung der Umfragen.


  • Die Online-Umfragen fanden im Juni 2023 statt. Befragt wurden alle der KI-Allianz Rheinland-Pfalz bekannten in der Domäne KI aktiven ProfessorInnen (Forschende); die Teilnahmequote betrug 22 %. Mit Hilfe eines externen Marktforschungsunternehmens wurden in einer Stichprobe 108 aus den in Rheinland-Pfalz tätigen Unternehmen befragt. Mit Hilfe des Marktforschungsunternehmens wurden in einer Stichprobe zudem 412 Personen ab einem Alter von 18 Jahren aus der Gesellschaft in Rheinland-Pfalz befragt. Es wurden hier nur die Meinungen ausgewertet, deren Anteil mindestens zwei von drei Stimmen umfasste, also mindestens einer Zwei-Drittel-Mehrheit entsprach.

    Der Fehler erster Art, dass es sich bei der Stichprobe in Wirklichkeit um eine einfache Mindermeinung handelt, liegt im Bereich der Forschung bei maximal 3,07 %, im Bereich der Wirtschaft bei maximal 0,03 % und im Bereich der Gesellschaft nahe 0 %.